Warum teilen?

Weil es uns gut geht! Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung verdienen nur einen Euro am Tag. Wie gut es uns im Vergleich zu anderen geht, zeigt die Seite www.globalrichlist.com Sie vergleicht Einkommen weltweit miteinander und hilft dabei sich einzuordnen. Da wir vergleichsweise reich sind, können wir die Lage anderer Menschen proportional sehr viel mehr verbessern als unsere eigene. Wir können mit geringem Aufwand ungeheuer viel erreichen. Im Durchschnitt sind wir 100 mal reicher als Milliarden andere Menschen auf der Welt. Das heißt, jeder Euro, den wir besitzen, hat für diese Menschen einen Wert von 100 Euro. Wir sind in der Lage, für die ärmsten Menschen mindestens das 100 fache dessen zu tun, was wir für uns selbst tun können.

William MacAskill nennt diese Erkenntnis in seinem Buch „Gutes besser tun“ den 100 x-Multiplikator. Selbst wenn wir die grundsätzlichen Probleme der Welt nicht gelöst bekommen, kann doch jeder einzelne von uns mit geringem Aufwand das Leben Tausender Menschen retten und verbessern. Indem er teilt – und so teilend teilnimmt am Leben der anderen. Teilen wir unseren relativen Reichtum, geschieht mit uns etwas, das sich unterscheidet von dem, was beim Schenken mit uns geschieht. Ein Geschenk wird immer komplett abgegeben.

Beim Teilen ist das anders: Wir geben nur ein Teil ab. Der andere Teil bleibt bei uns und für uns. Mit ihm können wir weiterhin unsere Wünsche erfüllen. Anders als beim Verschenken bleiben wir mit im Boot. Denn wer teilt, nimmt teil. Wer sich beteiligt, ist auch beteiligt. Vielleicht empfinden wir beim Teilen deshalb Befriedigung, weil bei jedem Teilen eben auch ein Teil bei uns zurückbleibt. Diese Form der Befriedigung ist allerdings stark abhängig davon, mit wem wir teilen. Teilen wir mit einem einzelnen Menschen oder einer überschaubaren Gruppe, ist es einfach, emotional eine Verbindung aufzubauen, Betroffenheit zu spüren, Teilhaber zu sein. Teilen wir jedoch mit unüberschaubaren Gruppen, baut sich dieses Gefühl nicht auf.

Unser Gehirn ist schlichtweg unfähig, das Gefühl, das wir beim Teilen mit einer einzelnen Person empfinden, um einen Faktor von einer Milliarde zu vergrößern. Es klappt um: Aus konkreter Nähe wird eine abstrakte Distanz. Diese lässt uns abstumpfen und macht es einfach Bilder des Leidens und Grauens zu verdrängen. Da wir aus dem Teilen mit vielen Menschen keine direkte emotionale oder spirituelle Befriedigung ziehen können, wird es zu einer rationalen Notwendigkeit. Wir müssen teilen, weil es vernünftig ist!

Die soziale Ästhetik und das Projekt 4TUNe verbindet diese rationale Notwendigkeit mit der Kunst, denn der Preis eines Kunstwerks wird geteilt: Die eine Hälfte bekommt der Künstler, die andere wird gespendet. Konkret heißt das, wer eine meiner Kartonagen für 4000 Euro kauft, zahlt 2000 Euro an mich und spendet die andere Hälfte an Menschen, die Hilfe brauchen.

Durch unseren relativen Reichtum hat jeder Euro, den wir geben, für die ärmsten Menschen einen Wert von 100 Euro. Wer seine 2000 Euro nun einem Menschen gibt, dem es 100 mal schlechter geht als ihm selbst, bewirkt mit seinem Spendenanteil einen Geldwert von 100 x 2000 Euro, also 200 000 Euro. Das ist sehr viel, und sehr wahrscheinlich unnötig. Geben wir aber 100 Menschen jeweils 20 Euro, hat jeder von ihnen für sich einen Geldwert von 100 x 20 Euro, das sind 2000 Euro. Mit der Spendenhälfte des Bildpreises kann man also 100 Menschen so helfen, dass ihr Geldwert genau so hoch ist wie die andere Hälfte, die 2000 Euro, für die man das Bild erwirbt.

Durch diese Art des Teilens haben Käufer und 100 andere Menschen jeweils einen Geldwert von 2000 Euro. Das ist die Idee der sozialen Ästhetik und von 4TUNe: Gleichberechtigt mit Menschen zu teilen, die unsere Hilfe dringend brauchen.


Hilfreiche Informationen zum Umgang beim Teilen

www.givewell.org vergleicht und bewertet Projekte nach ihrer Effektivität miteinander
www.betterplace.org ist ein soziales Netzwerk für Teiler
www.ea-stiftung.org Stiftung für effektiven Altruismus
William MacAskill „Gutes besser tun“ Ullstein
Peter Singer „Effektiver Altruismus“ Suhrkamp
Hannah Arendt „Über das Böse“ Piper